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Reise nach Dresden

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Frauenkirche in Dresden
 



Anfang April, als sich das Wetter ein wenig besserte, machten wir uns mit einem Bediensteten, Lottes Jungfer und meinem Reitpferd auf die Reise nach Dresden. Auch der dänische Student Christian Hornemann, der Theologie und Philosophie studierte und seit Mai 1791 in Jena matrikuliert war, begleitete uns. Er war ein Anhänger Reinholds und fuhr mit nach Dresden, um Körner kennen zu lernen.
 
Jetzt, wo die Witterung milder wurde, konnte ich ein wenig beruhigter das Haus verlassen, und Körner hatte mir Logis in seinem eigenen Haus zugesagt, so dass ich bei rauer Luft und vor allem, wenn die Krämpfe einsetzten, im Hause bleiben konnte. Doch waren die Schmerzen auf der Reise auch bei milder Luft stets wiedergekehrt.
 
Mittlerweile war die erste Zahlung aus Dänemark eingetroffen, und ich tilgte erst einmal meine Schulden, auch die beim Geldverleiher Beit in Leipzig, die seit 1785 bestanden.
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Therese Forster, geb. Heyne, 1764 – 1829, Schriftstellerin.
 



Einen Monat verweilten wir in Dresden, und Lotte hatte endlich Gelegenheit, den Körners und Dora Stock ein wenig näher zu kommen, die uns auf der Rückfahrt bis Leipzig begleitete. Zwischen Huber und Dora, seiner Verlobten, schien das Verhältnis abgekühlt und seine Briefe frostig geworden zu sein. Sein neues Leben in Mainz hatte die beiden nicht nur räumlich getrennt, sondern auch emotional.
 
Ende August wurde der endgültige Bruch zwischen den beiden ausgesprochen und Dora verlangte ihre Briefe von Huber zurück. Erst später erfuhren wir, dass Huber bereits seit 1790 ein Verhältnis mit Georg Forsters Ehefrau Therese unterhielt und mit dieser, noch während ihrer Ehe, zwei Kinder zeugte, die jedoch beide im ersten Jahr starben.
 
Obwohl Forster wusste, dass diese letztgeborenen Kinder nicht von ihm waren, willigte er nicht in die Scheidung ein. 1792 flüchtete Therese mit den Kindern vor den Franzosen in das preußische Neuchâtel, wohin ihr Huber später folgte und heiratete ihn nach Forsters Tod im Jahre 1794. Als ich durch Körner von der Sache erfuhr, war ich sehr wütend wegen Hubers charakterlosen, meiner Meinung nach unmännlichen Verhaltens. Für mich blieb er das, was er war: Ein Weichling und gutmütiger Egoist.
 
Ich riet Körner dazu, Dora wegen ihres Kummers so viel Ablenkung wie möglich zu verschaffen und für sie Gesellschaft zu suchen, in der sie die ganze Angelegenheit schnell vergessen könne. Dora Stock blieb ledig und wohnte zeitlebens im Hause der Körners.
 
Unsere Rückreise begann am 10. Mai 1792, die wir noch einmal unterbrachen, um eine zweites Mal bei Göschen und dessen Frau in Leipzig Halt zu machen.
 
Bevor wir endgültig nach Jena zurückkehrten, besuchten wir den Koadjutor von Dalberg in Erfurt für einige Tage, wo sich auch die Humboldts zur Taufe ihrer am 16. Mai geborenen Tochter Marie Wilhelmine Karoline und meine Schwägerin aufhielten. Die Taufe sollte am 29. Mai 1792 stattfinden, doch ich konnte aufgrund meiner Krankheit nicht daran teilnehmen.


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